Interview
This page contains an interview from tw Tageswirtschaft with Andre Flinterhoff, the founder of studionordicocean, the design studio for sustainable and human brand & work spaces
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Interview

Interview von André Flinterhoff mit tw Tagungswirtschaft 2017

tw: Was macht Nachhaltigkeit für Sie so wichtig, dass Sie sich dem Thema ganz widmen?

AF: Ich denke wir stehen gerade in den hochentwickelten Industriestaaten vor einem Scheideweg und die Menschen spüren das. Wir können doch angesichts der derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Situationen nicht die Augen verschließen und sagen, irgendjemand wird es schon richten. Wer wenn nicht wir selbst? Das können wir auch nicht unseren Kindern aufbürden.Nach ersten Erfolgen der relativ gesehen einfachen Reduzierung von Energie und Rohstoffen in der ersten Phase der Nachhaltigkeit geht es jetzt um substantiellere Änderungen unseres Wirtschaftssystems, um die großen Ziele zu erreichen. Jetzt wird es doch erst spannend! Aber wir haben mittlerweile auch die Instrumente an der Hand, um auch diese größeren Herausforderungen zu lösen.

tw: Ist Nachhaltigkeit Marketing oder Haltung?

AF: Nachhaltiges Verhalten und Wirtschaften ist ganz klar eine Haltung, aber auch ein Motor für Innovation! Hieraus entstehen laufend spannende neue Produkte und Konzepte, die sich wunderbar zur Vermarktung eignen. Ich sehe es auch überhaupt nicht negativ, neue Ansätze für nachhaltigere Produkte, Systeme oder Verfahren positiv zu vermarkten.Die Transformation der Wirtschaft hin zu einer wirklichen Nachhaltigkeit ist aus meiner Sicht neben der Digitalisierung die größte Chance für Wirtschaftswachstum seit der industriellen Revolution und daher nicht im entferntesten nur Marketing.Nachhaltiges Verhalten und Wirtschaften ist ganz klar eine Haltung, aber auch ein Motor für Innovation!Hieraus entstehen laufend spannende neue Produkte und Konzepte, die sich wunderbar zur Vermarktung eignen. Ich sehe es auch überhaupt nicht negativ, neue Ansätze für nachhaltigere Produkte, Systeme oder Verfahren positiv zu vermarkten.

tw: Können Sie die Bandbreite von Nachhaltigkeit kurz skizzieren?

AF: Ich sehe es eher als vertikale Kette. Nachhaltige Konzepte setzen in allen Ebenen der Wertschöpfungskette an. Das macht es auch so interessant, jeder kann dabei sein und sich für seinen Teil überlegen, was und wie er dazu beiträgt.Nachhaltigkeit kann transitiv oder auch disruptiv sein, für Unternehmen der „Old Economy“ ist es eher das letztere, daher ist die Entwicklung zu einer nachhaltigen Gesellschaft für sie sehr gefährlich. Wir können darüber jeden Tag in den diversen Medien lesen.Für neue Projekte wie Nordic Ocean, aber auch zahllose andere, die derzeit entstehen, ist das allerdings eine große Chance!Ich sehe es eher als vertikale Kette. Nachhaltige Konzepte setzen in allen Ebenen der Wertschöpfungskette an. Nachhaltigkeit kann transitiv oder auch disruptiv sein, für Unternehmen der „Old Economy“ ist es eher das letztere, daher ist die Entwicklung zu einer nachhaltigen Gesellschaft für sie sehr gefährlich. Für neue Projekte wie Nordic Ocean ist das allerdings eine große Chance!

tw: Keine Zukunft ohne nachhaltiges Denken und Handeln?

AF: Ich formuliere das mal anders: Wer würde heute noch rauchende und stinkende Schlote in den Städten akzeptieren? Wir sind doch schon so weit gekommen! 30% unserer Stromerzeugung wird im hochentwickelten Standort Deutschland mit einem unglaublich hohen Energieverbrauch bereits aus erneuerbaren Energien gewonnen. Wer hätte das vor 20 Jahren für möglich gehalten?Dennoch merken wir, dass es noch nicht reicht, dass wir in der Geschwindigkeit der Abkopplung von Wirtschaftswachstum und Rohstoffverbräuchen schneller und besser werden müssen, damit wir endlich zu einer wirklichen Reduktion der Emissionen und Verbräuche kommen und nicht nur den Status Quo halten.Durch innovative Konzepte wie das „Cradle to Cradle“ Prinzip bekommen wir aufgezeigt, wie wir diese Wende positiv gestalten können. Schauen Sie, wenn wir alle nur erneuerbare Energie verbrauchen würden und diese in ausreichender Fülle zur Verfügung stünde, warum sollen wir dann alle sparen? Sicher, Nachhaltigkeit hat damals vornehmlich mit dem Einsparen von Ressourcen begonnen, aber mittlerweile gehen wir doch nach und nach dazu über, dass wir bei positiven Bilanzen von Energie und Rohstoffverbräuchen doch gar nicht mehr über Verzicht sprechen müssen. Es gibt immer mehr Produkte und Dienstleistungen am Markt, die dieses Kriterium erfüllen und somit Nachhaltigkeit mehr und mehr zu etwas sehr Positivem wird.

tw: Nordic Ocean Design Management ist ein neues innovatives Designstudio für exzellente und nachhaltige Büro- und Markenräume. Sie hängen die Latte von Anfang an hoch. Wen sprechen Sie an?

AF: Ich glaube, dass es heutzutage richtig ist, wenn man eine klare Position bezieht. Gerade Designer neigen dazu, sich neutral zu verhalten, um keinen potentiellen Auftraggeber zu verschrecken. Meine Erfahrung zeigt aber ganz klar, dass diese Büros auch eine Haltung und auch eine bestimmte Designsprache favorisieren, dass sie dies nur nicht so klar äußern.Ich möchte hier angesichts der bereits angesprochenen Zeiten ein klares Statement setzen und hoffe, dass ich hiermit auch diejenigen Entscheider anspreche, die sich einen Partner wie Nordic Ocean Design Management wünschen. Exzellenz entsteht aus der Fähigkeit, komplexe Anforderungen mit dennoch einfachen Lösungen zu beantworten, darin sehe ich unsere Stärke.

tw: Ihr Büro will auch „teamorientierte Arbeitsumgebungen“ anbieten. Läuft das auf Co-Working-Spaces innerhalb eines Unternehmens hinaus?

AF: Das ist eine Möglichkeit einer ungezwungenen und temporären Kollaboration, und Firmen werden solche Zonen definitiv benötigen. Es ist aber auch nur eine von sehr vielen Möglichkeiten, das Arbeiten und somit auch Arbeitsumgebungen angesichts der stark gestiegenen Mobilität und des deutlich erhöhten Kommunikationsbedarfs neu zu denken.Wir haben heute schon ganz andere technologische Möglichkeiten als noch vor 5 Jahren, die Entwicklung ist derzeit wirklich rasant und umwälzend. Wir können mit mobilen Endgeräten nun wirklich produktiv arbeiten, nicht nur Mails lesen und rudimentär beantworten. Das ermöglicht uns nun erstmals, uns einen Ort zu suchen, der zu unserer gerade anstehenden Tätigkeit optimal passt. Das ist doch revolutionär! Zudem werden Entscheidungen in Unternehmen glücklicherweise zunehmend teamorientiert getroffen. Das heißt, dass wir gewonnene Produktivität bei Standardprodzessen vermehrt dadurch ersetzen, dass wir uns wesentlich stärker mit anderen vernetzen und Entscheidungen auf eine breitere Basis stellen. Die Arbeitsumgebung muss diese fundamental neue Art des Arbeitens ermöglichen können.

tw: Nachhaltigkeit, sagen viele, ist nicht machbar oder zu teuer (gerade im Messebereich, wo durch kurze Auf- und Abbauzeiten viel kaputt gemacht wird)…

AF: Gerade da müssen wir nachhaltige Ansätze intelligent implementieren! Wir müssen zu geschlossenen Kreisläufen kommen, in der biologische und technische Stoffe sortenrein trennbar sind und schädliche Stoffe oder Substanzen gar nicht mehr eingesetzt werden. Dies hat gar nicht in erster Linie etwas mit Budget zu tun, sondern mit verlängerten Planungszeiten für Messepräsenzen, da man viel genauer überlegen muss, was man wie umsetzt und wie es auch nach einer Messe mit den eingesetzten Elementen und Materialien weitergeht.

tw: Denken Sie, dass auch Messeveranstalter diesbezüglich neu nachdenken müssen?

AF: In jedem Fall! Die Messeveranstalter müssen den ausstellenden Firmen die Instrumente und Möglichkeiten für den Beginn einer Kreislaufwirtschaft geben und auch darüber kommunizieren, welche Fortschritte sie hierbei machen. Derzeit fühlen sich viele Unternehmen und in der Messe- und Ausstellungsbranche dazu sicher noch nicht ausreichend abgeholt, hier ist meines Erachtens nach noch sehr viel Potential für deutliche Verbesserungen vorhanden.

tw: Sollten ausstellende Unternehmen mehr insistieren, etwa beim Thema Ökostrom?

AF: Wenn wir die Aussteller als Kunden betrachten, dann haben sie in der Theorie natürlich schon eine gewisse Macht gegenüber den Veranstaltern. Andererseits besteht die Leistung der Veranstalter in der Herstellung eines Zugangs zu einem temporären Markt, nicht mehr und nicht weniger, sie sind also im Wesentlichen Mittel zum Zweck für die Aussteller.Aus diesem Grund verbringen die ausstellenden Unternehmen denke ich generell nur sehr wenig Zeit und Aufmerksamkeit darauf, die Verhältnisse am Eventort mitzugestalten und jeweils neuen Erfordernissen anzupassen. Druck auszuüben bedeutet eine Kraftanstrengung und jedes Unternehmen analysiert genau, welche Kapazitäten für welche Ziele effizient eingesetzt werden müssen, um die eigenen Unternehmensziele zu erreichen.Hier sind aus meiner Sicht vielmehr die Veranstalter selbst sowie deren Stakeholder in der Pflicht, sich neuen gesellschaftlichen Anforderungen entsprechend aufzustellen, damit sie nicht als rückständig wahrgenommen werden.

tw: Zurück zu Nordic Ocean: Was und wen wollen Sie mit Ihrem neuen Unternehmen bewegen?

AF: Wir alle haben aus meiner Sicht sehr viele Wahlmöglichkeiten, auch wenn wir das manchmal im Alltag nicht so erkennen. Wir haben heutzutage als Ge- und Verbraucher, aber auch als Marktteilnehmer größere Möglichkeiten denn je, Partner zu finden, die unsere Werte teilen. Man kann das sehr gut daran erkennen, wie schnell das Internet neue interessante Unternehmen und NGOs hervorbringt, weil neue Software-Tools wie auch die großen Social Networks diese sichtbar machen und Menschen sich hier mehr als früher emotional sehr angezogen fühlen.Mit Nordic Ocean Design Management möchte ich, möchten wir als Team auch unseren Partnern und Kunden Möglichkeiten eröffnen, neue Wege zu gehen und alte etablierte Arbeitsweisen und Denkmodelle in Frage zu stellen. Wir stehen vor unglaublich interessanten Zeiten!

tw: Sie wollen neues Terrain betreten? Werden Sie Entdecker?

AF: Ich fühle mich gerade schon wie einer! Um Entdecker zu sein, muss man gar nicht mehr weit um die Welt fliegen. Ich lerne jeden Tag neue spannende Menschen, Zusammenhänge und Möglichkeiten kennen, die mich inspirieren neue Türen aufzustoßen.

tw: Ihre Haltung zur Natur ist ja im Firmennamen klar ersichtlich. Ihre Maxime:

AF: Warum in rarer Freizeit daran mitarbeiten, Probleme zu lösen, die in unserer aller beruflicher Zeit und Tätigkeit ihren Ursprung haben. Lasst uns es doch gleich richtig machen!